Die Kirche von Augsdorf
Augsdorf errichtete im Jahr 1230 eine eigene Kirche. Es war eine Messkirche mit einem Messpfarrer. Demzufolge gab es auch ein Kloster. Es befand sich in der Schulstraße 6, im alten Familienhaus. Dieses Gebäude wurde wegen Baufälligkeit im Jahr 2001 abgerissen.Kirchen als Bauwerke sind oft die ältesten Gebäude und spiegeln die Kultur über eine lange Zeit wieder. Neben den Bauhandwerklichen Fähigkeiten unserer Vorfahren erhalten wir aber auch andere Informationen über die Kirche. Hier gab es über viele Jahrhunderte Menschen, die schreiben konnten und durch Schrift in ihren Kirchenbüchern Ereignisse festhielten, die ansonsten verloren gegangen wären.
Im Jahre 1554 wurden die drei Ortschaften Siersleben, Augsdorf und Hübitz zu einer Parochie vereint. Kirchenbücher sind erst seit 1676 vorhanden, die über vieles Auskunft geben können.
Unsere heutige Kirche Sankt Annen wurde in den Jahren von 1858 bis 1859 erbaut mit einem Turm gen Osten. Als Pfarrer Julius Hermann 1878 seinen Dienst antrat, hatte die Augsdorfer Kirche keinen Turm mehr. Der auf der östlichen Seite stehende Turm wurde abgerissen, um auf der westlichen Seite einen neuen Turm zu errichten. Die Grundsteinlegung des Turmes war 1893 und der Bau wurde bereits 1894 vollendet. Alte Aufnahmen zeigen uns einen stolzen Turm, mit vier kleinen Ecktürmchen aus Sandstein im romanischen Stil.
Auch die Rundbögen der Turmfenster und die Eingangstür zur Kirche wurden vom Baumeister ebenso gestaltet. Die Kosten für den Turmbau beliefen sich auf 17.000 Mark und finanzierten sich aus den Mitteln der Kirchenkasse. Heute sehen wir nur noch ein Zeltdach, denn wegen Bruch des Kaiserstuhls und Absturzgefahr der Ecktürmchen wurde 1968 der Dachstuhl verändert. Dieser mit Holzschindelneingedeckte 36 Meter hohe Turm konnte nicht mehr erhalten werden, da es an Baumaterial und Geld mangelte. Es wäre ein schöner Anblick für das Dorf, wenn die Kirche diesen Turm wieder in seiner alten Bauweise errichten könnte. Durch Spenden und auch Fördermittel wäre es vielleicht zu verwirklichen.
Der Pastor Hermann bemühte sich auch während seiner Amtszeit um den Erwerb einer zweiten Glocke, damit die Kirche über ein würdiges Geläut verfügen sollte. Im Jahr 1888 wurde dieser neue Klangkörper von einem Glockengießerin Apolda gegossen, die jedoch im 1. Weltkrieg wieder hergegeben werden musste. Im Jahr 1920 hat die Augsdorfer Kirchengemeinde die noch übrige Glocke aus dem Jahr 1050 mit einer neuen Vorrichtung versehen. Diese Umhängung kostete 530 Mark. Leider zersprang diese Glocke 1921. Ein Sachverständiger der Glockenfirma sagte von der zersprungenen Glocke, dass ein alter Schaden, wie von einem Meißel, sich an der Glocke gefunden, von dem nach oben und nach unten der unheilbare Sprung ausgegangen sei.
Somit wurden im Jahr 1921 zwei neue Klangstahlglocken von der Firma Schilling und Lattermann aus Apolda bezogen. Die erste Glocke wiegt 19 Zentner, Fis mit Nebentönen, die Zweite wiegt 9 Zentner, H mit Nebentönen. Die Inschrift auf der großen Glocke lautet: Erz gab ich, Eisen empfing ich“. Die kleinere Glocke hat eine Inschrift:“ Gott mit uns! 1921“. Die neuen Glocken erhielten ebenfalls die neue Umhängung, da sie aber schwerer sind als die Bronzeglocken, läuten sie sich schwerer. Familie Amtmann läutete diese Glocken zum Gottesdienst oder zu besondere Anlässe, wie Taufen, Konfirmationen. Trauungen oder Beerdigungen. Durch eine große Spende konnte die Kirchengemeinde 1995 das Geläut elektrifizieren lassen.
Eine Kirche war in einer Gemeinde fast immer das größte Gebäude. So wurde im Kirchturm um 1900 eine Uhr eingebaut. Längere Zeit stand diese Uhr still, sie war defekt. Der Uhrmacher Karl-Heinz Hecht aus Wendelstein bemühte sich 1996 das Uhrwerk zu restaurieren. Die Kosten von 20.000 Mark zur Reparatur der Kirchenuhr übernahm die Gemeinde .Die Inschrift „Anno 1996“ auf jedem der vier Zifferblätter weist auf das Jahr der Sanierung der Uhr hin. Wir erkennen von weitem die rotumränderten Zifferblätter mit den zwei goldenen Zeigern, die uns die Uhrzeit anzeigt. Sie schlägt zur halben und vollen Stunde, muss aber auf Sommerzeit umgestellt werden.
Zum Inneren der Kirche ist zu berichten, dass die im Jahr 1913 neue Orgel, eingebaut vom Orgelbauer Rühlemann aus Zörbig noch heute funktionstüchtig mit schönem Klang ist. Die Wände wurden 1901 vom Malermeister Köster aus Eisleben neu restauriert. An den Wänden werden wir durch schöne geschnitzte Eichentafeln zum Gedächtnis an die verstorbenen Augsdorfer, die im 1. und 2. Weltkrieg gefallen sind, erinnert.
Eine Firma vom Kolpingwerk aus Hettstedt wurde 2005 beauftragt, die ehemalige Wandmalerei zu erhalten. Für diese Maßnahme richtete sich die Kirchengemeinde an die Augsdorfer Bürger und bat in einem Schreiben um finanzielle Unterstützung. Dank zahlreicher Spenden war die Auftragsstellung möglich. Der Malermeister Brückner übernahm mit seinen Lehrlingen des Kolping-Berufsbildungswerkes Hettstedt die Herausforderung. Sie restaurierten innerhalb ihrer Ausbildung unter fachlicher Anleitung fast ein ganzes Jahr das Gotteshaus. Für die Aufbereitung der alten Malereien erstellten die Lehrlinge Schablonen mit entsprechendem Muster. Wie schön diese Restaurierung gelungen ist, zeigt uns die Bewertung nach einem Wettbewerbsausscheid, zu dem der Landes-Innungsverband des Maler- und Lackiererhandwerks von Sachsen-Anhalt unter dem Motto „Wir bringen Farbe ins Land “aufrief. Der 3. Preis zur Innengestaltung ging an die Augsdorfer Kirche. Für die Jugendlichen ist das eine Aufwertung ihrer Arbeit.
Viele Augsdorfer und auch der Augsdorfer Pfingstverein beteiligten sich an den Aufräumarbeiten des Kirchenschiffes und so fand am 26. November 2005 ein Dankgottesdienst in der restaurierten Kirche statt. Während die Arbeiten am Kirchenschiff nun abgeschlossen sind, stehen Renovierungsarbeiten für Altarraum und Eingangsbereich noch aus. Sie sollen in den nächsten Jahren fortgesetzt werden. Vor dem Kirchengebäude befindet sich der Kirchenfriedhof. Er wurde bis 1908 für Bestattungen genutzt. Im Oktober 1907 errichtete die Gemeinde auf den Hirtenberg einen Gemeindefriedhof.
Das für Augsdorf zuständige Kirchenamt hat seinen Sitz in Sangerhausen. Die Pastorin, Frau Schmitt, die im Raum Gerbstedt und auch die Predigtstelle in Augsdorf bisher ausübte, wechselte im November 2006 nach 17 Jahren ihre Pfarrstelle nach Thüringen. Nach ihrem Ausscheiden erfolgte eine neue Zuordnung des Sprengels. Es gründete sich ein Kirchspiel Siersleben mit den Orten Augsdorf, Hübitz, Siersleben und Thondorf, der Hauptsitz ist die Evangelische Kirchengemeinde St. Martin in Klostermansfeld Der gewählte Kirchenrat ist für die Säuberung der Kirche und der Außenanlagen zuständig. Er unterstützt auch den Pfarrer mit Lesegottesdiensten und Vorbereitungsarbeiten zu bestimmten Feiertagen.
Zum jährlichen Krippenspiel am Heiligen Abend gehen viele Augsdorfer Bürger in die Kirche. Die letzte Taufe in unserer Kirche fand am 1.Weihnachtsfeiertag 2004 statt. Auch die Feierstunden zur Goldenen Konfirmation, ein Wiedersehen der ehemaligen Konfirmanden nach 50 Jahren sind immer schöne Erlebnisse für alle Teilnehmer. Das Treffen wird anschließend mit Pastor und Kirchenrat in unserer Gaststätte fortgesetzt. In fröhlicher Runde tauschen die ehemaligen Konfirmanden Erlebnisse vergangener Zeiten aus und berichten über ihre berufliche Tätigkeit bis zum Rentenalter.
Nach Abschluß der Innenrenovierung im Altarbereich wird die Augsdorfer Kirche wieder neu erstrahlen. Dies wird sich jedoch nur durch umfangreiche Spenden der Bürger verwirklichen lassen.